Kennst du die Momente wenn dein Pferd dich scheinbar absichtlich anrempelt, sich an dir vorbei drückt oder
unaufmerksam ist? Und hast du dir dann Gedanken darüber gemacht warum das vielleicht so ist?
Tatsächlich kann dies ganz unterschiedliche Gründe haben, weshalb ein Pferd dieses Verhalten zeigt. Ein paar der Ursachen möchte ich hier gerne nennen und eine besonders eingehen. Zum einen gibt
es die fehlende Eigenbalance des Pferdes. Wenn es selbst noch kein oder wenig Körpergefühl hat, sodass es nicht wirklich weiß wie es seinen Körper einsetzen kann. Hier hilft zu Beginn die
gymnastizierende Arbeit vom Boden.
Es kann an der Haltung liegen (zu wenig Bewegung oder Stress in der Herde) oder an zu wenig Rauhfutter das zur Verfügung steht und
das Pferd sich daher nicht konzentrieren kann. Das Überdenken der Haltungsform und die Optimierung des Fütterungsmanagement können hier passende Schritte sein.
Es kann auch sein das sich dein Pferd nur erschreckt, so wie es uns Menschen auch passieren kann. Eine unüberlegte Bewegung, einfach aus dem Affekt heraus und dabei hatten weder wir noch das
Pferd böse Absichten im Sinn. Das kann vorkommen und es sollte deshalb nicht zu Recht gewiesen werden. Niemand kann hier in diesem Moment etwas dafür. Jeder kennt die Situation wenn man
versehentlich jemand anderen anrempelt und dieser sich dabei verletzt. Man entschuldigt sich beim anderen und freut sich darüber wenn der Gegenüber es nicht krumm nimmt und die Entschuldigung
annimmt. Genau so können wir auch mit unseren Pferden umgehen.
Oder es hat bisher
noch nicht gelernt mit Menschen zu kommunizieren. Immerhin gehören Menschen und Pferde unterschiedlichen Spezies an und da gilt es erst einmal eine gemeinsame Sprache zu finden, die beide Seiten
sprechen und verstehen.
Auf diesen Punkt würde ich gerne genauer eingehen und dir vier Tipps an die Hand geben, die dir im Führtraining mit deinem Pferd helfen können besser zueinander zu finden. Mein Ansatz ist es hier
erst einmal den Fokus weg vom Pferd zu bekommen und ihn auf dich selbst zu richten.
Tipp 1
Um äußere Reize weniger auf euch einwirken zu lassen, wähle zum üben ein ruhiges Fleckchen bei euch am Stall und wenn es dir möglich ist eine Uhrzeit zu der wenig los ist. Stelle dir dann eine Blase um dich und dein Pferd herum vor, die es euch ermöglicht eure eigene kleine Welt zu schaffen, in der es nur euch beide gibt. Keine Erwartungen die ihr von anderen erfüllen müsst, keine Regeln die irgendwann irgendwer aufgestellt hat. Nur du, deine Achtsamkeit gegenüber dir selbst und deinem Pferd.
Tipp 2
Eine weitere Übung ist es deinen Atmen einzusetzen und aufmerksam darauf zu achten wie du atmest. Ist deine
Atmung flach und findet hauptsächlich im Brustkorb statt, oder atmest du tief in deinen Bauch ein- und aus? Kannst du dich darauf konzentrieren, ohne dabei immer wieder nur darauf zu achten was
dein Pferd neben dir gerade macht? Kannst du hier sein, ganz bei dir, gehend neben deinem Pferd ohne weitere Gedanken? Einatmen. Ausatmen
Tipp 3
Dann lade ich dich dazu ein, dir deine Gedanken wirklich bewusst zu werden, was geht dir durch den Kopf wenn
du neben deinem Pferd hergehst? Gelingt es dir, präsent im Hier und Jetzt zu sein, ohne dich von äußeren Reizen ablenken zu lassen? Ganz ohne Gedanken an die Arbeit, die Schule oder beim nächsten
Punkt deiner heutigen ToDo Liste.
Sobald du sie dir bewusst bist, kannst du sie ändern.
Lege den Fokus zuerst vollkommen auf dich selbst, bevor du versuchst etwas am Pferd verändern zu wollen. Wenn dann Bedenken kommen, die besagen das
du doch darauf achten musst was dein Pferd gerade macht, gebe ich dir Recht. Es macht nur einen sehr großen Unterschied mit welcher inneren Haltung du daran gehst. Vertraue darauf das ihr das
gemeinsam schaffen werden. Wenn du genau darauf vertraust, dann wird auch dein Pferd anfangen dir zu vertrauen. Es heißt nicht umsonst, die Pferde sind die besten Spiegel unserer selbst.
Tipp 4
Als vierten Tipp möchte ich das Bewusstsein deines eigenen Körpers mitgeben. Hast du eine aufrechte Haltung,
mit geöffneten Schultern (nicht nach vorne hängend), dass es dir ermöglicht ein strahlendes Smiley auf deinem Brustkorb zu tragen?
Spürst du deine Füße auf dem Boden, wie sie abwechselnd dort aufkommen und wieder abheben?
Gehst du gleichmäßige Schritte, in einem Tempo dem auch dein Pferd folgen kann?
Dazu kannst du deine Gedanken aktiv einsetzen und steuern, formuliere im Stillen ganz genau deinen Plan. Angenommen ihr seid auf dem Reitplatz, wo geht dein Weg lang den du gehen möchtest? Ist es
ein Zirkel, oder eine Acht? Male gedanklich eine Linie auf den Boden, der ihr Schritt für Schritt folgen könnt. Richte deine Körpermitte genau nach dieser Linie aus. Oftmals hilft es auch, wenn
du dir vorstellst ein Wasserstrahl oder ein helles Licht fließt aus deinem Bauch heraus und gibt so den Weg vor, dein restlicher Körper folgt automatisch.
Wenn du dir selbst und deinem Körper sicher bist, dann habt ihr bereits die halbe Miete um ein harmonisches nebeneinander Gehen erarbeiten zu können. Präsenz ist hier das Stichwort.
Ich wünsche dir viel Spaß beim ausprobieren und freue mich wenn du ein Kommentar hier lassen möchtest.
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Fotos: Leonie Faße und Rea Burkart
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Leonie (Donnerstag, 07 November 2019 22:05)
Super Beitrag Jana :)
Und was für ein hübsches Pferd an deiner Seite ;)